Die Landkreise gründeten 1916 - später als die anderen kommunalen Gebietskörperschaften - einen eigenen Verband zur Wahrnehmung ihrer Interessen. Die vorherigen Gründungsversuche scheiterten vor allem daran, dass die damals noch vom König ernannten Landräte eine Verbandgründung für unvereinbar mit ihrer Stellung als "Organe der Staatsregierung" hielten.
Nachdem im ersten Kriegsjahr die Verbandsgründung gescheitert war, unternahmen im Frühjahr 1916 Adolf von Achenbach (Landrat des Landkreises Teltow) und Felix Busch (Landrat des Kreises Niederbarnim) einen erneuten Versuch zur Gründung eines Verbandes der Preußischen Landkreise. Am 8. September 1916 fand im Sitzungssaal des Preußischen Landtags in Berlin die Gründungsversammlung statt. Anwesend waren Vertreter von 343 preußischen Kreisen - über 70 % der damals 487 preußischen Kreise. 27 Mitglieder und ihre Stellvertreter wurden in den provisorischen Verwaltungsrat gewählt, dazu gehörte sogar die königliche Familie. Zum ersten Mal tagte dieser Verwaltungsrat am 11. November 1916. Zum Vorsitzenden wurde Dr. Busch gewählt, zu seinem Stellvertreter von Achenbach. Landrat a.D. Oskar von den Osten wurde Vorsitzender des Verbandes. Als der Verband der Preußischen Landkreise im Januar 1917 seine Tätigkeit aufnahm, gehörten ihm bereits 454 der preußischen Landkreise an. Die erste Geschäftsstelle lag im heutigen Bezirk Berlin Tiergarten.Im Dezember 1924 kaufte der Preußische Landkreistag das Grundstück Bellevue Straße 5a samt Geschäftshaus in Berlin (siehe Foto links) und zog dort mit seiner inzwischen personell aufgestockten Geschäftsstelle ein.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten bedeutete für den Landkreistag das vorläufige Ende. Der Reichstag und der Preußische Landtag wurden aufgelöst, allein in den Westprovinzen 36 Landräte bis zum 1. Juni 1933 abgesetzt. Von Achenbach trat am 29. März 1933 als Verbandsvorsitzender zurück. Zu seinem Nachfolger wurde der frühere Reichsinnenminister Walter von Keudell gewählt - allerdings nicht satzungsgemäß durch die Hauptversammlung, sondern durch den sich selbst dazu ermächtigenden Vorstand. Das formelle Ende des Deutschen und Preußischen Landkreistages war dann das "Gesetz über den Deutschen Gemeindetag" vom 15. Dezember 1933. Alleiniger Rechtsnachfolger wurde der neu gegründete Deutsche Gemeindetag, in dem zwangsweise alle Gemeinden und Gemeindeverbände des Reichs zusammengeschlossen wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren in der britischen und amerikanischen Zone Landkreisverbände entstanden, 1948 wurden auch in der französischen Besatzungszone Landkreistage gebildet. Die Neugründung des DLT erfolgte am 10. Februar 1947 im Landratsamt in Höchst am Main. Vertreten waren die Landkreistage oder die ihnen entsprechenden Zusammenschlüsse von Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Franken.
Zwischenzeitlich befand sich die DLT-Geschäftsstelle in Bad Godesberg. Als sich mit der Schaffung der so genannten Bizonen das Zentrum der Verwaltungstätigkeit nach Frankfurt hin orientierte, bemühte sich der DLT, seine Geschäftsstelle in den Frankfurter Raum zu verlegen. Die Räume des Bolongaro-Palastes in Frankfurt-Höchst blieben bis 1950 das Quartier der Hauptgeschäftsstelle. Bis zum Umzug in das Kreishaus des Kreises Siegburg mussten die Mitarbeiter der Hauptgeschäftsstelle von Frankfurt-Höchst nach Bonn pendeln, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Erst 1959 zog die Geschäftsstelle nach Bonn um und fand in einem Haus in der Adenauerallee 136 ihre endgültige Bleibe.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands haben sich die Rahmenbedingungen für das Verbandswesen insgesamt, vor allem aber auch für die kommunalen Spitzenverbände, wesentlich verändert. Der Fall der Mauer bedeutete auch einen Neubeginn kommunaler Selbstverwaltung in der ehemaligen DDR. Der Demokratisierungsprozess begann dort von unten in den Städten, Gemeinden und Kreisen.
Schon bald nach der Öffnung der innerdeutschen Grenzen nahmen die Landesverbände und der DLT Kontakte zu den Kreisen in der ehemaligen DDR auf. Auch die Kreise der DDR suchten Kontakte zu westdeutschen Kreisen. Zwei Ziele wurden dabei angestrebt: Es sollte ein flächendeckendes Netz der unmittelbaren Unterstützung von Kreis zu Kreis entstehen und in den kommenden neuen Ländern waren Landesverbände und Landesgeschäftsstellen zu bilden. Beide Ziele konnten relativ kurzfristig erreicht werden.
Bevor die neuen Bundesländer entstanden, gab es bereits Geschäftsstellen der entsprechenden Landkreistage. Seit dem 3. Oktober 1990 gehören die Landkreistage Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen dem DLT an. Die Zahl von bisher acht Landesverbänden des DLT erhöhte sich somit auf 13. Der Prozess des Zusammenwachsens Deutschlands hatte also auch Rückwirkungen für den DLT und seine Hauptgeschäftsstelle: Die Organe (Hauptausschuss, Präsidium, Ausschüsse) mussten nun auf die 13 Landesverbände zugeschnitten werden.
Ende November 1990 fand im wiedervereinigten Deutschland die erste gemeinsame Tagung west- und ostdeutscher Kreise statt - und zwar auf der Jahrestagung des DLT in Bad Münstereifel (Kreis Euskirchen). Ein großes Ereignis war die DLT-Landkreisversammlung im Mai 1991 in der rheinland-pfälzischen Kur- und Badestadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Daran nahmen rund 1100 Gäste teil.
Seit dem 21. Februar 2000 ist der DLT in Berlin in der Lennéstraße 11 ("Ulrich-von-Hassell-Haus") zu erreichen.
Präsidenten
Nov. 1916 - Aug. 1917 | Oskar Alexander Julius Karl von der Osten, Vorsitzender des Landkreisverbandes |
1918 - 1922 | Freiherr Dr. Clemens A. von Schorlemer-Lieser, Vorsitzender des Landkreisverbandes |
1922 - 1933 | Adolf von Achenbach, Vorsitzender des Landkreisverbandes |
Apr. - Jun. 1933 | Walter von Keudell, Vorsitzender des Landkreistages |
1947 - 1949 | Heinrich Treibert |
1949 - 1952 | Dr. August Dresbach |
1952 - 1960 | Dr. Gustav Seebich |
1960 - 1966 | Dr. Philipp Held |
1966 - 1970 | Dr. Hans-Walter Conrady |
Okt. 1970 - 1978 | Dr. Fritz Wilhelm |
1978 - 1984 | Karl-Heinrich Buhse |
1984 - Nov. 1992 | Joseph Köhler |
Dez. 1992 - Nov. 1996 | Otto Neukum |
Dez. 1996 - Nov. 2002 | Axel Endlein |
Dez. 2002 - Mrz. 2014 | Hans Jörg Duppré |
seit März 2014 | Reinhard Sager |
Hauptgeschäftsführer
1917 - 1920 | Christian August Ulrich von Hassell, Verbandsdirektor/Geschäftsführer des Landkreisverbandes |
1920 - 1921 | Joachim Albert Michael von Bredow, Geschäftsführer des Landkreisverbandes |
1921 - 1926 | Dr. Otto-Maximilian Constantin, Erster Geschäftsführer des Landkreisverbandes |
1926 - 1933 | Dr. Kurt Baron von Stempel, Geschäftsführer des Landkreistages |
Aug. 1947 - Okt. 1953 | Dr. August Loos |
Okt. 1953 - 1955 | Dr. Friedrich Gramsch |
Jul. 1956 - Mrz. 1962 | Hans-Georg Wormit |
1962 - Dez. 1972 | Dr. Friedrich-Constans Seifahrt |
1973 - Jul. 1977 | Dr. Adalbert Leidinger |
Jan. 1978 - Dez. 1989 | Dr. Hans Tiedeken |
Jan. 1990 - Dez. 2001 | Dr. Hans-Henning Becker-Birck |
seit Jan. 2002 | Prof. Dr. Hans-Günter Henneke |