Der Main-Tauber-Kreis ist der nördlichste Landkreis Baden-Württembergs. Er liegt in der Region Heilbronn-Franken im Regierungsbezirk Stuttgart. Der Main-Tauber-Kreis umfasst mit seinen 18 Städten und Gemeinden eine Fläche von circa 1.300 qkm. Rund 132.500 Bürger sind hier zuhause.

Im Main-Tauber-Kreis stammt der Gesamtstromverbrauch bereits aus einer Vielzahl erneuerbarer Energien. Die Anzahl alternativer Energieträger setzt sich aus 145 Windkraftanlagen sowie einer Vielzahl von privaten Dachflächen-Photovoltaik-Anlagen und 14 Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen zusammen. Zudem gibt es fünf Biomasse-Heizkraftwerke, insgesamt 18 Biogasanlagen und 50 „kleine Wasserkraftanlagen“ (< 1 MW; Stand: Februar 2022). Weitere Anlagen zur Erzeugung alternativer Energien befinden sich im Genehmigungsverfahren.

Klimaschutzkonzept und Klimaschutzinitiative

Nach dem einstimmigen Kreistagsbeschluss im Juli 2016 begann die Energieagentur Main-Tauber-Kreis GmbH, ein Klimaschutzkonzept für den Landkreis auszuarbeiten. Gemeinsam mit dem in Weikersheim ansässigen Büro Klärle – Gesellschaft für Landmanagement und Umwelt mbH und der Energielenker Beratungs GmbH (Nordrhein-Westfalen) erarbeitete man die strategische Grundlage für die Energie- und Klimapolitik des Main-Tauber-Kreises. Der Kreistag verabschiedete das Klimaschutzkonzept im Jahr 2018. Die Oberbürgermeister sowie die Bürgermeister des Landkreises schlossen sich dem Konzept an und unterzeichneten eine interkommunale Vereinbarung.

Finanzielle und fachliche Unterstützung leistet der Sponsorenkreis, welcher sich aus regionalen Partnern in der Initiative „Klimaschutz Main-Tauber“ zusammensetzt. Neben der Stadtwerk Tauberfranken GmbH, der Stadtwerke Wertheim GmbH und der Überlandwerk Schäftersheim GmbH & Co. KG sind dies die Sparkasse Tauberfranken sowie die Volksbank Main-Tauber eG. Mit den Leuchtturmprojekten des integrierten Klimaschutzkonzeptes „Solarinitiative“ und „Energieeffizienz“ werden die Klimaschutzziele sowohl in der Landkreisverwaltung selbst als auch von den Kommunen verfolgt. Gemeinsam gilt es, Lösungen für eine nachhaltige Zukunft zu finden und gemeinsam diesen Weg zu beschreiten.

Die Energieagentur ist Ansprechpartner für alle Bürger im Landkreis, die Informationsbedarf rund um die Themen erneuerbare Energien, Energieeinsparung und Energieeffizienz haben. Regelmäßige Informationsveranstaltungen zur Bewusstseinsbildung zu den ausgewählten Leuchtturmprojekten „Solarinitiative mit E-Mobilität“ und „Energieeffizienz“ sind fester Bestandteil des Dienstleistungsangebotes. Ebenso werden die jüngsten Einwohner mit verschiedenen Angeboten an das Thema Energieeinsparung herangeführt. Überdies sind die Installation von PV-Anlagen auf kreiseigenen Gebäuden sowie die Beteiligung an Freiflächen-PV-Anlagen wichtige Maßnahmen in Richtung klimaneutraler Landkreis.

Vorstellung der Leuchtturmprojekte

Das Leuchtturmprojekt Solarinitiative umfasst die Energieerzeugung mittels PV-Anlagen auf kreiseigenen, privaten und gewerblichen Dächern. Ziel ist es, die Bürger über die Vorteile der solaren Stromgewinnung zu informieren, neue Impulse für den Ausbau der Sonnenstromnutzung zu geben und die Energiewende voranzubringen. Das Photovoltaik-Netzwerk Heilbronn-Franken ist hierbei Kooperationspartner.

Die bisher durchgeführten Informationsveranstaltungen im Rahmen der Kooperation stoßen auf großes Interesse. Möglichkeiten, um Anlagen zu realisieren, Vorteile sowie Hürden werden durch verschiedene PV-Experten aufgezeigt. Die Veranstaltungsreihe „Photovoltaik lohnt sich – Jetzt aktiv werden!“ greift die Themen PV-Anlagen in Kombination mit Speicher und Elektromobilität auf. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern der Klimaschutzinitiative, Energieberatern und PV-Experten werden eine Austauschplattform geschaffen und Synergien genutzt.

Mit der seit Januar 2022 bestehenden PV-Pflicht beim Neubau von Nichtwohngebäuden und der ab Mai 2022 eingetretenen Pflicht beim Neubau von Wohngebäuden werden durch die neue Regierung Maßnahmen zur Steigerung der Stromerzeugung ergriffen. Ab Januar 2023 soll bei grundlegenden Dachsanierungen die Errichtung von PV-Anlagen ebenso verpflichtend sein.

Ein weiterer Bestandteil des Klimaschutzkonzeptes ist das Leuchtturmprojekt Energieeffizienz. Nach dem Motto „Die günstigste und sauberste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird“ strebt das Projekt vor allem die Bewusstseinsbildung für Sanierungen von Bestandswohngebäuden an. Durch effiziente, energetische Sanierungen von Gebäuden können laut der Deutschen Energieagentur (dena) bis zu 80 % Energie eingespart werden. Ein energieeffizientes Haus schont außer dem eigenen Geldbeutel durch die CO2-Einsparung auch die Umwelt. Neben verschiedensten Informationsformaten zu zukunftsweisenden Technologien werden Bürgerveranstaltungen zum klimaneutralen Wohnen bzw. zu energetischen Sanierungsmaßnahmen angeboten. Ebenso werden die eigenen Liegenschaften überprüft und energetische Maßnahmen vorgenommen.

Im Rahmen einer Kooperation mit der Verbraucherzentrale erfolgen mit finanzieller Unterstützung durch das Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Energieberatungen an Wohngebäuden. Zertifizierte und unabhängige Energieberater des Main-Tauber-Kreises beraten gegen eine geringe Aufwandspauschale und geben Empfehlungen zu Sanierungsmaßnahmen oder beantworten Fragen zu Fördermöglichkeiten. Außer Direktberatungen werden zudem monatlich stationäre Energieberatungen in Bad Mergentheim, Lauda-Königshofen, Tauberbischofsheim und Wertheim angeboten. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach dem Energieberatungsangebot stark angestiegen. Bis Ende April 2022 erhielt die Energieagentur bereits 155 Beratungsanfragen (Stand: 29.4.2022).

Insgesamt wurden im Klimaschutzkonzept des Main-Tauber-Kreises 25 Maßnahmen festgelegt. Hiervon sind bereits 18 Maßnahmen aktiv und betreffen u.a. Projekte in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft sowie in der Forst- und Landwirtschaft. Fünf der Maßnahmen sind derzeit in Planung, u.a. die Erweiterung der Nutzung erneuerbarer Energien zur Strom- und Wärmeversorgung. Nur zwei der 25 Maßnahmen sind entweder nicht bearbeitet oder liegen aufgrund der Zuständigkeiten bei den Kommunen.

Energiebotschafter des Main-Tauber-Kreises

Im Frühjahr 2021 bildete der Main-Tauber-Kreis zur weiteren Umsetzung der Leuchtturmprojekte sog. Energiebotschafter aus, um die Bevölkerung noch stärker zu sensibilisieren. Im Rahmen dieser Ausbildung fanden Schulungen in Zusammenarbeit mit der Energieberatungsgesellschaft energielenker GmbH statt. Themenfelder wie Elektromobilität, regenerative Energien und weitere Bereiche rund um das Thema Energieeffizienz wurden hierbei vermittelt.

Kleine Energiedetektive

Die Energieagentur koordiniert zudem das geförderte Projekt „Kleine Energiedetektive“. In den Kindertageseinrichtungen und Schulen des Landkreises werden Kinder für einen schonenden Umgang mit Ressourcen geschult. Die „Kleinen Energiedetektive“ sind im Jahr 2021 neu in das Projektportfolio aufgenommen worden. Mit Spiel und Spaß werden die Kinder so an das Zukunftsthema Klimaschutz herangeführt. Die Kinder lernen in den Einheiten, warum es wichtig ist, sparsam mit Energie und Wasser umzugehen.

Mit der gezielten Ansprache der Kindertagesstätten des Main-Tauber-Kreises wurden im Jahr 2021 bereits 31 Kitas erreicht. Die im Frühjahr geschulten Energiebotschafter unterstützten die Energieagentur bei der Umsetzung des Projektes. Es fanden 39 Unterrichtseinheiten statt und wurden um die 500 Kinder erreicht. Die „Kleinen Energiedetektive“ werden über das kommunale Struktur-, Qualifizierungs- und Informationsprogramm vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördert. Auch in den kommenden Jahren soll das Projekt fester Bestandteil der Klimaschutzaktivitäten bleiben.

Ferienworkshop „Fit für den Klimawandel“

Außer den schulischen Einheiten organisiert die Energieagentur Main-Tauber-Kreis zudem Ferienprojekttage unter dem Titel „Fit für den Klimawandel“. Mit thematischen Spielen, praktischen Experimenten und Führungen möchte der Landkreis ganzjährig Kinder und Jugendliche informieren und animieren, sich für den Umwelt- und Klimaschutz einzusetzen. Dies wird innerhalb der verschiedenen spezifischen Projekttage anhand von ausgewählten Beispielen aufgezeigt. Ziel ist, das Bewusstsein für das eigene Handeln, die Umwelt und die Mitmenschen zu entwickeln. Folgende Projekttage können bei der Energieagentur angefragt werden:

• Dem Abwasser auf der Spur
• SOKO Wald
• Besichtigung eines regionalen Naturwärmekraftwerkes
• Klimawandel aus Sicht der Biene
• Kleine Energiedetektive

Die Projekttage können beliebig in den Kommunen des Main-Tauber-Kreises umgesetzt werden.

001 Klimawandel aus Sicht der Biene Jürgen Muhler

Kooperation mit regionalem Energieversorger

In enger Abstimmung mit einem regionalen Energieversorger setzt die Energieagentur des Main-Tauber-Kreises weitere ausgewählte Projekte aus dem Klimaschutzkonzept mit der dortigen Klimaschutzmanagerin um. Erste gemeinsame Schritte der seit Juli 2021 bestehenden Kooperation beinhalten die Abfrage des Status quo der Klimaschutzaktivitäten der Landkreisverwaltung sowie der 18 kreisnagehörigen Städte und Gemeinden. Die Ist-Analyse soll zur Bündelung von Kräften innerhalb sowie zur Stärkung des Austausches unter den Kommunen dienen. Zudem sind im Rahmen der Kooperation die Verbesserung der E-Mobilitäts-Infrastruktur im Landkreis sowie die Überarbeitung und der Abgleich der CO2-Bilanzierung des Landkreises geplant. So werden sukzessive die im Klimaschutzkonzept ausgewiesenen Projekte umgesetzt.

Erste Ergebnisse zeigen, dass sich der Landkreis bereits auf einem guten Weg befindet. Die erste grobe Analyse in Bezug auf die Städte und Gemeinden hat ergeben, dass die strukturelle Verankerung des Klimaschutzes innerhalb der Kommunen noch Potenzial hat. Positiv anzumerken ist, dass bei den erneuerbaren Energien und beim Austausch der Straßenbeleuchtung hin zu LED bereits einiges umgesetzt wurde. Detaillierte Informationen werden nach erfolgtem Abschluss der Analyse veröffentlicht.

Zielsetzung und Ausblick

Mit der Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzepts hat der Main-Tauber-Kreis Maßnahmen und Ziele formuliert, die zur Erhaltung der Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen im Main-Tauber-Kreis beitragen sollen. Die Ziele zur Energievermeidung, zur Energieeffizienzsteuerung und zum Einsatz regenerativer Energien können nur im Zusammenspiel aller Akteure des Landkreises erreicht werden. Der Main-Tauber-Kreis möchte Vorbild, Richtungsgeber und Unterstützer sein.

Entscheidende Beiträge für den Klimaschutz können durch den Einsatz von erneuerbaren Energien, durch energieeffiziente Gebäude sowie durch sparsamen Ressourcen- und Energieeinsatz geleistet werden. Die weitere Entwicklung hängt u.a. auch von der Einstellung, Verantwortung und Mitwirkung aller Bürger sowie Unternehmen und Kommunen des Main-Tauber-Kreises ab.

Die Landkreisverwaltung wird gemeinsam mit der Energieagentur Main-Tauber-Kreis die Leuchtturmprojekte im Main-Tauber-Kreis weiter umsetzen und erfolgreich implementierte Maßnahmen beibehalten und fortführen. In den kommenden Jahren sollen neben den im Klimaschutzkonzept genannten Projekten weitere Ideen realisiert werden. Hierzu bedarf es zunächst der Evaluation der bisherigen Projekte sowie weiterer personeller Unterstützung. Das Thema wird in den kommenden Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Um bei dieser dynamischen Lage weiterhin gut aufgestellt zu sein, hat der Main-Tauber-Kreis zwei zusätzliche geförderte Personalstellen beantragt.

Informationen zum Klimaschutzkonzept des Main-Tauber-Kreises stehen unter www.main-tauber-kreis.de/klimaschutzkonzept zur Verfügung. Weiterführende Informationen können auf der Webseite der Energieagentur Main-Tauber-Kreis unter www.ea-main-tauber-kreis.de aufgerufen werden.

Energieagentur Main-Tauber-Kreis GmbH

Die Energieagentur Main-Tauber-Kreis ergänzt und fördert das Aufgabenspektrum des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis auf dem Gebiet Klima- und Umweltschutz und dient als Schnittstelle für die Zusammenarbeit mit regionalen Netzwerkpartnern und Akteuren. Zudem ist sie Ansprechpartner für alle Bürger im Landkreis, die Informationsbedarf rund um die Themen erneuerbare Energien, Energieeinsparung und Energieeffizienz haben. Seit September 2020 ist Jürgen Muhler für die Umsetzung und Koordination der Klimaschutzprojekte und -ziele zuständig. Er ist gleichzeitig Geschäftsführer der Energieagentur Main-Tauber-Kreis GmbH. Unterstützt wird er von der Autorin dieses Beitrags, die seit Februar 2021 als Sachbearbeiterin Klimaschutz und Energie im Landratsamt Main-Tauber-Kreis tätig ist.

Nadine, Hofmann, Sachbearbeiterin Energie, Landratsamt Main-Tauber-Kreis, Tauberbischofsheim

 

 

 

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