Nachdem das Klimaschutzkonzept 2013 bis 2019 erfolgreich umgesetzt und die Ziele sogar übererfüllt werden konnten, setzt der Rhein-Neckar-Kreis mit der Fortschreibung jetzt neue Maßstäbe. Oberstes Ziel ist die Erreichung einer klimaneutralen Verwaltung bis 2035. Aber auch außerhalb des direkten Einflussbereiches will der Rhein-Neckar-Kreis verstärkt Verantwortung übernehmen und strebt einen klimaneutralen Landkreis bis 2040 an.
Mit der einstimmigen Verabschiedung des Klimaschutzkonzepts in der Sitzung des Kreistags am 14.12.2021 setzt sich der Kreis fünf ehrgeizige Ziele: Neben der Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens sollen der Ausbau erneuerbarer Energien im Kreis vorangetrieben, die fossile Energieversorgung schrittweise zurückgefahren und der Gebäudebestand bis 2040 weitestgehend klimaneutral werden. Des Weiteren bekennt sich der Rhein-Neckar-Kreis im Sinne des 3. Klimaschutzpaktes zwischen den Kommunalen Landesverbänden und dem Land Baden-Württemberg zum Ziel der „Klimaneutralen Kommunalverwaltung“ bis 2040 und beabsichtigt das Ziel sogar auf das Jahr 2035 vorzuziehen.
Die Bioabfallvergärungsanlage der AVR BioTerra GmbH & Co. KG (Fotos: AVR UmweltService GmbH)
Für die Umsetzung wirbt der Landkreis bei Kommunen, Wirtschaft sowie Bürgerschaft und fördert und unterstützt eine gemeinsame Vorgehensweise. „Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir alle, der Kreis gemeinsam mit seinen Kommunen sowie seinen Einwohnerinnen und Einwohnern, müssen dabei an einem Strang ziehen. Mit dem Klimaschutzkonzept liegt uns nun ein konkreter Handlungsfahrplan für die kommenden Jahre vor“, appelliert Landrat Dallinger. Der umfassende Maßnahmenkatalog enthält insgesamt 68 Maßnahmen aus 10 verschiedenen Handlungsfeldern. Letztere reichen von Energieversorgung, Sanieren und Bauen bis hin zu den Handlungsfeldern Bildung und Konsum oder Land- und Forstwirtschaft.
Sinsheimer AVR Unternehmensgruppe: operative Basis
Ein Netzwerk aus Kreisverwaltung und kreiseigenen Gesellschaften setzt den Maßnahmenkatalog konsequent um und bringt den Umwelt- und Klimaschutz in der Region engagiert voran. U. a. hat sich der Kreis mit der AVR Unternehmensgruppe eine operative Basis geschaffen, um erfolgreich ein gemeinsames Ziel umzusetzen: Ein Rhein-Neckar-Kreis, der dank einer cleveren Abfallverwertung, einem verantwortungsbewussten Verhalten aller Energieverbraucher und durch den konsequenten Einsatz grüner Energien bis 2040 weitgehend klimaneutral wird. Von Laudenbach im Norden bis Angelbachtal im Süden, von Altlußheim im Westen und Neckarbischofsheim im Osten. Das erste wegweisende Projekt zum Ausbau „grüner Energien“ war das AVR Biomasseheizkraftwerk, das seit Oktober 2011 Fernwärme an die angeschlossenen Haushalte, Gewerbebetriebe und öffentlichen Einrichtungen in der Stadt Sinsheim liefert. Der Brennstoff dafür kommt vorrangig von den Grünschnitt-Sammelplätzen im Rhein-Neckar-Kreis, was die Erzeugung der AVR KlimaWärme besonders umweltschonend macht. Durch den Bezug der „grünsten Fernwärme im Rhein-Neckar-Kreis“ werden jährlich rund 6.500 t CO2 eingespart.
AVR UmweltService GmbH: Dienste für die Umwelt, Dienst an der Umwelt
Mit der Gründung der AVR Umweltservice GmbH im Jahr 2015 hat die „grüne AVR-Welle“ so richtig Fahrt aufgenommen. Als 100-prozentige Tochter des Rhein-Neckar-Kreises generiert das Unternehmen heute im engen Schulterschluss mit seinen operativen Tochtergesellschaften ökologische und ökonomische Mehrwerte. In ihrer Funktion als Holding fungiert sie als Denk- und Strategiezentrale. Hier laufen die Fäden zusammen, von hier aus werden die auf Nachhaltigkeit und konsequenten Klimaschutz ausgerichteten Projekte gesteuert und koordiniert. Das multifunktionale Produkt- und Dienstleistungsportfolio der Unternehmensgruppe unterstützt Kommunen, Industrie, Gewerbekunden und Privatkunden dabei, auf regenerative Energien umzusteigen. Von der Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen über die Projektsteuerung bei Photovoltaikanlagen bis zum Vertrieb von Ökostrom aus 100 % Wasserkraft sind alle Stufen der ökologisch-regionalen Wertschöpfungskette besetzt.
AVR Energie GmbH: Regenerative Energiekonzepte
Die klimafreundlichste und kostensparendste Energie ist die, die erst gar nicht verbraucht wird. Als Energiedienstleister, Ingenieurdienstleister und Energieversorger generiert die AVR Energie GmbH entlang der gesamten Prozesskette signifikante Mehrwerte für ihre Kunden. Städte, Gemeinden, Industrie und Gewerbe, die Wohnungswirtschaft und private Haushalte profitieren von einem umfassenden Know-how mit Expertise. Die energetischen Konzepte der AVR Energie GmbH analysieren Verbrauchsmengen, überprüfen staatliche Fördermitteloptionen und berücksichtigen steuerliche Aspekte. Die Dienstleistungs- und Produktportfolios reichen von der Energielieferung in Form von Wärme, Kälte oder Strom über die energetische Gebäudesanierung kommunaler Bauten, dem Bau von Photovoltaikanlagen zur Eigenstromnutzung oder solarthermischen Großanlagen bis hin zur Umrüstung auf moderne LED-Beleuchtungssysteme und Thermografie-Checks. Kommunen ohne eigene Stadtwerke nutzen gerne die vielfältigen Dienstleistungen der AVR Energie GmbH, um ihre lokale „Versorgungslücke“ auszufüllen.
Gärrestkonditionierung
AVR GewerbeService GmbH: Recycling für Ressourcen
Welches Sammelsystem ist für welchen Müll geeignet, was passiert mit den Wertstoffen? Bei Industrie, Handel, Handwerk, Gewerbe und auf dem Bau fallen komplett unterschiedliche Abfallstoffe an. So differenziert wie die Abfälle, so differenziert ist das Leistungsportfolio. Als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb konzipiert die AVR GewerbeService GmbH perfekte Komplettlösungen für alle Anforderungsprofile und garantiert dabei in allen Stufen der Entsorgungskette eine durchgängige Qualität. Ziel ist es, Umweltschutz, Ressourcenschonung und Kostenoptimierung möglichst perfekt miteinander zu verbinden. Oberstes Prinzip: Abfall ist Wertstoff! Wertvolle Sekundärrohstoffe und recyclefähige Materialien werden in den Stoffkreislauf zurückgeführt, daraus entstehen neue Produkte. Beispielsweise aus der Verarbeitung von Altpapier im hauseigenen Papierpressbetrieb. Oder im Bereich Glasrecycling, wo in der Stadt Heidelberg und dem gesamten Rhein-Neckar-Kreis jährlich rund 20.000 t Altglas einsammelt werden. Damit ist die AVR GewerbeService GmbH ein zentraler Baustein in der Wertschöpfungskette „aus Müll wird grüne Energie“.
AVR BioTerra GmbH & Co.KG: Wachstum aus grüner Energie
Organische Abfälle als Energiequelle sind ein wesentlicher Baustein der Energiewende. Das mehrstufige ökologische und ökonomische Verwertungskonzept der AVR Bioabfallvergärungsanlage auf der AVR Deponie Sinsheim ist deshalb ein landesweites Leuchtturmprojekt. Die moderne Anlage erfüllt alle Kriterien für Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit und ist ein Musterbeispiel für einen ökologischen Ressourcenkreislauf, der regionalen Klimaschutz mit stabiler Rentabilität verbindet. Gesammelt wird der Biomüll über die gebührenfreie „AVR BioEnergieTonne“, Grünschnitt kann – ebenfalls gebührenfrei – an den verschiedenen AVR Anlagen im Rhein-Neckar-Kreis abgegeben werden. Mit diesem intelligenten, bürgerfreundlichen Sammelsystem setzt die AVR Gruppe bereits seit 2011 die Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes um. Als Betreiber der AVR Bioabfallvergärungsanlage leistet die AVR BioTerra GmbH & Co. KG einen wesentlichen Beitrag, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, die regionale Wertschöpfung voranzubringen, hiesige Energiepotenziale zu nutzen und im Ergebnis die regionale Energiewende zu forcieren. Die jährlich rund 60.000 t biogener Abfälle im Rhein-Neckar-Kreis werden in der Anlage vergoren, getrocknet und anschließend als gütegesicherter, zertifizierter Frischkompost vermarktet. Dieser Kompost zeichnet sich durch einen hohen Düngerwert aus, er trägt zur Humusbildung bei und ist äußerst pflanzenverträglich. Die regionale Landwirtschaft verfügt damit langfristig über einen wertvollen, organischen Dünger, der zudem als Torfersatz im privaten und kommerziellen Gartenbau Verwendung finden wird. Nicht zu vergessen: Kompost bindet Kohlenstoff, der folglich nicht als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre abgegeben wird.
AVR BioGas GmbH: Aus Biomüll wird grüne Energie
Das im Vergärungsprozess erzeugte Rohbiogas wird nach einer entsprechenden Vorreinigung von der AVR BioGas GmbH zu wertvollem Bio-Erdgas aufbereitet, das ins Erdgasnetz eingespeist oder als Energieträger für moderne Blockheizkraftwerke verwendet wird. Damit lassen sich große Mengen fossiler Brennstoffe einsparen. Pro Jahr werden in der AVR-Anlage rund 40 Mio. kWh Bioerdgas erzeugt, was einem Jahresbedarf von etwa 2.700 Haushalten entspricht.
Rhein-Neckar-Phosphor-Recycling GmbH & Co. KG: Vom Schadstoff zum Nährstoff
Die im Januar 2017 vom Bundestag beschlossene Neuordnung für die Entsorgung von Klärschlämmen stellt kommunale Anlagenbetreiber von Abwasserbehandlungsanlagen aktuell vor große Herausforderungen. Die Verordnung verfolgt das Ziel, „die wertgebenden Bestandteile des Klärschlamms (Phosphor) umfassender als bisher wieder in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen und gleichzeitig die herkömmliche bodenbezogene Klärschlammverwertung zum Zweck einer weiteren Verringerung des Schadstoffeintrags in den Boden deutlich einzuschränken“. Wie genau die Modalitäten zukünftig umzusetzen sind, müssen die Anlagenbetreiber bis 2023 in einem detaillierten Konzept darlegen. Vor diesem Hintergrund haben sich nahezu alle kommunalen Kläranlagenbetreiber des Rhein-Neckar-Kreises, der Landkreis selbst und die AVR Kommunal AöR in einer gemeinsamen Gesellschaft zusammengeschlossen. Mit der öffentlich-öffentlichen Kooperation unter dem Titel „Rhein-Neckar-Phosphor-Recycling GmbH & Co. KG“ ist eine wirtschaftlich starke Gesellschaft und ein potenter Auftraggeber entstanden, der durch europaweite Bündelausschreibungen deutlich bessere Konditionen erzielt und den angeschlossenen Kläranlagenbetreiber zudem beratend und unterstützend zur Seite steht, um die neue Klärschlammverordnung konsequent und gesetzeskonform umzusetzen. Die jährlich rund 30.000 t Klärschlamm werden ab sofort gebündelt und recycelt. So kann der Rhein-Neckar-Kreis die Menge an importiertem Phosphat langsam senken, gleichzeitig ein Abfallproblem nachhaltig lösen und die langfristige Entsorgungssicherheit im Rhein-Neckar-Kreis sicherstellen.
Stephan Grittmann, Leiter Marketing, AVR UmweltService GmbH, und Julia Eustachi, Klimaschutzmanagerin, Rhein-Neckar-Kreis