Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) untersucht das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Zusammenarbeit mit sieben Landkreisen im Rahmen des Forschungsprojekts Smarte.Land.Regionen (SLR), wie digitale Dienste genutzt werden können, um die Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen zu verbessern.

Das Ziel ist es, gleichwertige Lebensbedingungen zu schaffen, trotz begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen. Zu diesem Zweck werden im Rahmen des Projekts vier bürgernahe digitale Dienste sowie eine Plattform und ein Marktplatz erstellt: Das Fraunhofer IESE entwickelt je zwei digitale Dienste pro Themenfeld gemeinsam mit den Landkreisen, um eine passgenaue Lösung für die regionalen Bedürfnisse zu entwickeln. Die erstellten digitalen Dienste werden auf dem Marktplatz zur Verfügung gestellt. Die Plattform bildet die zentrale Infrastruktur, über die die Landkreise und die Bürgerinnen und Bürger ihre Apps und Einstellungen verwalten können.

Darüber hinaus können die sieben Modellregionen Beratungsleistungen in Anspruch nehmen, unter anderem zur Entwicklung von Digitalstrategien und zur Optimierung ihrer Organisationsentwicklung. Als Partner des Projekts arbeitet der Deutsche Landkreistag eng mit Fraunhofer IESE zusammen, um die Verstetigung und Erweiterung von Smarte.Land.Regionen voranzutreiben. Dabei achtet er darauf, die Bedarfe der Landkreise zu wahren und setzt sich dafür ein, dass interessierte Landkreise und Lösungsanbieter am digitalen Ökosystem beteiligt werden. Zudem fördert der Deutsche Landkreistag die Vernetzung und den Austausch zwischen den Landkreisen.

Die vier digitalen Dienste

Lösungen Dienstname Projektidee
Lösung 1 Land.Räume Die Plattform "Land.Räume" bietet die Möglichkeit, Räumlichkeiten für diverse Anlässe wie Feierlichkeiten, Tagungen oder auch Coworking zu buchen. Durch die Nutzung dieser Plattform können ungenutzte Räumlichkeiten im Landkreis optimal und effizient genutzt werden, indem sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Entwicklung des Diensts ist nahezu abgeschlossen.
Lösung 2 kuubu Der Service "kuubu" zielt darauf ab, die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten zwischen Personen, die Wissen anbieten oder erwerben möchten, zu erleichtern. Hierzu können Organisationen und Einzelpersonen über das Portal Wissensangebote erstellen und anbieten. Die Einsatzbereiche von kuubu sind vielfältig und ermöglichen es Landkreisen, für jedes Projekt ein eigenes Portal zu erstellen, auf dem Angebote platziert und angefragt werden können.
Im Landkreis Uelzen beispielsweise könnten ehrenamtlich engagierte, digital affine Bürger:innen digitale Herausforderungen für weniger versierte Mitbürger:innen bewältigen. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald wiederum soll die Plattform den Kindertagesstätten dabei helfen, Wissensangebote von Kultureinrichtungen und ehrenamtlichen Helfern zu finden.
Lösung 3 Themenfeld Gesundheit Der zu konzipierende Dienst bildet die Grundlage für zwei Anwendungsfälle: Im Landkreis Lörrach ist er darauf ausgelegt, psychisch erkrankten Personen und deren Angehörigen bei der Suche nach geeigneten Angeboten zu helfen. Ziel ist es, die ambulante Versorgung von psychisch erkrankten Menschen zu verbessern, indem eine Plattform geschaffen wird, die Therapieangebote, Selbsthilfegruppen und weitere Unterstützungsmaßnahmen bereitstellt. Die Plattform soll einen effektiven Austausch zwischen Anbietern und Betroffenen ermöglichen.
Im Landkreis Neustadt an der Waldnaab wird eine dezentrale medizinische Versorgung angestrebt, bei der Hausärzte und mobile medizinische Fachangestellte (Mobile MFAs) im Landkreis effektiver koordiniert werden können. Der entwickelte Service soll medizinisches Fachpersonal dabei unterstützen, Angebote bereitzustellen, die von Hausärzten entsprechend angefragt werden können. Auf diese Weise soll die Belastung von Praxen bei der Durchführung von Hausbesuchen und wiederkehrenden Routineaufgaben reduziert werden.
Lösung 4 Themenfeld Mobilität Die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Bernkastel-Wittlich arbeiten gemeinsam an einem Forschungsprojekt im Bereich der Mobilität mit dem Ziel, einen effizienteren und vielfältigeren Verkehr zu gestalten. Der Landkreis Bernkastel-Wittlich führt derzeit eine Mobilitätsanalyse durch und wird zu einem späteren Zeitpunkt in die Lösungsentwicklung einsteigen, basierend auf den Ergebnissen dieser Analyse.
Zwei Maßnahmen sind derzeit geplant: Zum einen soll den Landkreisen die Open-Source-Plattform Stadtnavi zur Verfügung gestellt werden, um ihnen die Erschließung der "letzten Meile" einer Route zu ermöglichen. Stadtnavi ist eine kartenbasierte Mobilitätsplattform der Stadt Herrenberg, die verschiedene Verkehrsmittel miteinander verknüpft und sichtbar macht. Zum anderen soll auf einem früheren Projekt des BMEL, KomMaaS, aufgebaut werden, um es für die Planung und Durchführung von Bürgerbussen nutzbar zu machen. Die Software wird im Projekt Smarte.Land.Regionen weiterentwickelt und für interessierte Landkreise auf der SLR-Plattform zur Verfügung gestellt.

 

Die sieben Modellregionen

 Landkreise Bundesland  Projektidee/Besonderheiten 
 Coesfeld
(Digitalstrategie)
Nordrhein-Westfalen Der Kreis Coesfeld arbeitet daran, gemeinsam mit Unternehmen und kreisangehörigen Gemeinden mobiles Arbeiten und Co-Working zu fördern sowie nachhaltige und digital gestützte Arbeitskulturen zu etablieren. Der Bedarf an Fach- und Nachwuchskräften sowie die hohe Anzahl von Berufspendlern im Kreisgebiet bilden die zentrale Motivation des Projekts. Durch die Reduzierung von Autofahrten sollen sowohl der Klimaschutz als auch die Zeitressourcen der Menschen gestärkt werden. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass digitale Meetings und Homeoffice nicht nur zur Eindämmung des Virus beitragen, sondern auch Zeit, Kraftstoff und CO₂-Emissionen einsparen können.
Bernkastel-Wittlich
(Digitalstrategie in Arbeit)
Rheinland-Pfalz In Zusammenarbeit mit der CoWorkLand eG wird bis zum Jahr 2023 ein "Smartes Dorfgemeinschaftshaus" im Landkreis etabliert. Dabei handelt es sich um einen dynamischen und vielseitigen Ort, der in erster Linie durch einen Coworking Space geprägt ist. Abhängig von Standort und Bedarf können dem Dorfgemeinschaftshaus weitere Angebote, wie etwa Gastronomie oder Verleihdienste hinzugefügt werden. Durch diese Initiative wird eine Belebung der Räumlichkeiten erreicht, was wiederum zu einem gesteigerten Heimatgefühl der Bürger führen kann.
Potsdam-Mittelmark
(Digitalstrategie in Arbeit)
Brandenburg

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark beabsichtigt mithilfe eines digitalen Dienstes eine Mobilitätsplattform so zu konstruieren, dass alle verfügbaren Mobilitätsangebote in der Region gebündelt werden und insbesondere die letzte Meile zum Ziel dabei abgedeckt wird. Hierzu gehören unter anderem Regionalbahnen, Busse, Leihfahrräder, Mitfahrgelegenheiten, Ridepooling, Bürgerbusse und Taxis. Ziel ist es, Alternativen zur privaten PKW-Nutzung aufzuzeigen, die nachhaltiger, günstiger und angenehmer sind.

Lörrach Baden-Württemberg Im Landkreis Lörrach wird im Rahmen des Modellvorhabens Smarte.Land.Regionen gemeinsam mit Projektpartnern ein digitaler Dienst für seelische Gesundheit entwickelt. Dieser Dienst soll Betroffenen von psychischen Erkrankungen und deren Angehörigen Angebote zur Verfügung stellen und diese leicht zugänglich machen. Hierfür wird eine Webseite entwickelt, die Angebote für Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises bündelt. Grundlage dafür sind eine Versorgungsstudie zur ambulanten Versorgung psychisch kranker Menschen sowie eine Bedarfserhebung der Kommunalen Gesundheitskonferenz des Landkreises.
Neustadt an der Waldnaab
(Digitalstrategie)
Bayern Eine qualitativ hochwertige und einfach zugängliche medizinische Versorgung ist ein essentielles Grundbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger. Dem gegenüber steht die Schwierigkeit, junge Ärztinnen und Ärzte zur Tätigkeit in ländlichen Räumen zu gewinnen. Mit einer analog-digitalen medizinischen Versorgung möchte der Landkreis Neustadt an der Waldnaab diesem entgegenwirken. Nicht-medizinisches Fachpersonal soll so ausgebildet werden, dass es einen Teil der Behandlungsleistungen selbst durchführen kann. Dazu wird es mit mobilen medizinischen Geräten ausgestattet, die eine hochwertige Diagnostik auch außerhalb der Praxen ermöglichen. Bei Bedarf kann das Personal eine Videosprechstunde mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt herstellen.
Uelzen
(Digitalstrategie)
Niedersachsen Für den Landkreis Uelzen soll ein digitaler Dienst etabliert werden, der Menschen, die Hilfe in der digitalen Welt benötigen, mit digitalaffinen Menschen verbindet. So können sich ehrenamtliche Helferinnen und Helfer einbringen und ihr Wissen weitergeben. Bürgerinnen und Bürger können ihr Wissen, zum Beispiel in Form eines Kurses, Telefonates oder Treffens, anbieten.
Vorpommern-Greifswald
(Digitalstrategie)
Mecklenburg-Vorpommern Im drittgrößten Kreis Deutschlands stellen die weiten Wege durch den Landkreis Vorpommern-Greifswald eine Herausforderung dar. Insbesondere Kitas können die Angebote von Kultureinrichtungen oder Vereinen, die sich nicht in unmittelbarer Umgebung befinden, selten wahrnehmen. Mit der Einführung eines digitalen Diensts möchte der Landkreis für gleichwertige Lebensverhältnisse sorgen und der Benachteiligung von Kita-Kindern insbesondere aus ländlicheren Regionen entgegenwirken.

Ansprechpartner

Links und Dokumente

Ergänzende Informationen enthält die Projekthomepage des BMEL.

 

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